Donnerstag, 20. März 2008

Silvester ist laut, frühlingsfest ist bunt – meine frau und ich rubbeln einander

Zu silvester wird bei uns mit knallkörper und raketen gefeiert. Und wir wiener wissen, dass das knallen schon weit vor dem silvesterabend beginnt.

Hier wird das frühlingsfest auch gefeiert, der 21. märz, und das mit farben.

Das geht so: an den straßenrändern kann man säckchen mit farbstoff kaufen, die man dann auf andere leute schüttet, denn das bringt glück. Zusätzlich machen sich die kids spaß damit, in kalaschnikov-ähnlichen wasserpistolen die farben mit wasser zu mischen, und die vorbeiwogende masse – vozugsweise auch am tag vor dem tatsächlichen fest, dumme touristen, die niemand gewarnt hat - damit von unten nach oben in allen farben vollzuspritzen.

Also wie gesagt, das passiert am 21. märz, das farbenfest, der frühlingsbeginn, das wäre morgen. Aber wie bei uns zu silvester, wo vorher auch gekracht wird, wird hier auch schon vorher gefärbt. Soweit die vorgeschichte.

Als wir den tempel verlassen [clip] und zum nächsten weiter wollen, geht das angeblich nicht mit dem auto. Wir haben 2 optionen, zu fuß, was im stau schneller ist, oder mit mopedauto, umzingelt von hundert anderen den weg dorthin, laut führer 1 km, zurückzulegen.

Da wir zu fuß ohnehin noch nie auf den geschäftigen straßen unterwegs waren, und der stau endlos schien, entschieden wir uns für den fußweg statt im offenen mopedauto und trafen doch einige personen, die schon äusserst bunt gefärbt daherkamen, wir dachten aber eher noch, die seien auf einem fest gewesen.

Als erstes hatte meine frau dann plötzlich ziemlich viel gelbe farbe auf ihrem t-shirt, die sprühen das aus vorbeifahrenden autos, bzw. aus stehenden autos, zur erinnerung, stau, auf die vorbeibrausenden fußgänger. Na ja, solche kollateralschäden nehmen wir in kauf, es ist authentisch, eben typisch, auch wenn’s vorerst nur die touristen trifft; es hat uns zwar niemand informiert, dass das passieren kann, oder gar gewarnt, also gingen wir weiter, annehmend der führer weiß was er tut. dann wurde es immer schlimmer, plötzlich ‚schossen’ kinder, ihre kalaschnikows bunteste farben versprühen lassend, leer, alles auf vorbeigehende, wobei wir aber sahen, die ‚dummen’ sind nur, die touristen. Unser führer bekam gar nichts, bzw spritzer von uns ab. Da wir das zeug dann bereits überall hatten, unsere kleidung wie ein batik-kleiderstück aussah, entschlossen wir uns heftigst, nicht mehr weiter zum tempel zu gehen. Wir wollten ganz einfach mehr kein zeug raufgespritzt bekommen, das noch dazu leichtes hautbrennen verursachte. Wir ersuchten den führer, den fahrer anzurufen, um uns abzuholen, da wir nicht wieder die ganze strecke, vollgespritzt werdend, zurücklegen wollten. Er hatte, weshalb auch immer, kein handy dabei. So mussten wir die gesamte strecke wieder spießrutenlaufend zurücklegen. Völlig durchnässt und bunt wie ein papagei wollten wir, angesichts weiterer farbattacken, nur mehr ins hotel unter die dusche.

Nicht lustig auch, weil man ja als urlauber, neben kamera und ähnlich billigem aufnahmegerät, meist auch wichtiges bei sich am körper trägt, und die gefahr bestand - die farbe und die flüssigkeit gingen bis auf die haut durch, und machten die auch noch bunt – dass geld, dokumente und ähnliches auch einiges abbekommen könnten.

Wir fanden also den lokalen brauch des verfürhten frühlingfeierns nicht wirklich lustig, machten auch den kindern keinen vorwurf, sondern nur dem führer. Denn der hätte uns informieren sollen, was da passiert, was da kommen kann, was die auswirkungen richtung mögliches putzen des gewandes, oder der farbechtheit der verwendeten farben sind. Das hat er leider nicht getan, da wird uns sonst entschieden hätten, dieses farbenprächtige spiel nicht mitzumachen.

Wir waren, wie die engländer sagen würden ‚not amused’, oder in der hardcore-version ‚pissed off’. Also retour ins hotel. Unsere hosen und t-shirts gingen einmal in die reinigung wobei die chancen die faben rauszubekommen 60:40 sind, wie uns der abholer von der reinigung erzählte. Wir haben versucht die unterwäsche zu waschen, die farbe ging überhaupt nicht heraus, das ganze sieht aus wie ein stück batik-stoff. Nach halbstündlich gegenseitigem rubbeln haben meine frau und ich die farbe am körper an allen möglichen und unmöglichen stellen einigermaßen runterbekommen, dass die farbstoffe nicht allergiegetestet waren zeigte sich am auschlag, den wir dann an den gereinigten stellen bekamen.

Ob die farben aus hosen und t-shirts herausgehen, was wir angesichts der erfahrung mit der unterwäsche bezweifeln, wird sich am abend zeigen, da kommt das zeug aus der reinigung. Wenn nicht, dann macht das in der folge als schaden des ‚lustigen’ brauches, über den uns niemand informiert hat, 2 hosen, und zwei t-shirts zum wegschmeißen, die unterwäsche verschmerzen wir, werden bunte putzfetzen – so in summe dann € 150 und mehr [ps: weitere schäden erst im laufe des tages gesehenv- bericht dazu gibt’s auch], wenn man den kaufpreis der wäschstücke betrachtet – andererseits die einheimischen hatten fun, nicht-aufgeklärte, durch die engen straßen, von unkundigen führern geführte touristen, von oben bis unten vollzuspritzen. Wir waren massivst verärgert, weil eigentlich jeden tag massives schief läuft, und die bei solchen reisen berechtigt erwartete toleranz wirklich schon ziemlich ausgereizt ist ! dass die reise von haus aus kein honigecken sei, war uns klar, aber dass ständig massives schief geht.

Ps: übrigens, wir haben den ganzen tag keinen einzigen bunten touristen gesehen, nur führer waren ganz voll von farbe, das vielleicht, um ihre schäfchen vor dem angespritzt werden zu bewahren – aber das sei einmal vermutet.